Heute beschreibe ich die Metapher von der Organisation als Kultur, einer häufig anzutreffenden Spezies in der Welt der Unternehmen.
Eine Unternehmenskultur entwickelt sich über einen langen Zeitraum hinweg als moralischer Anspruch seiner Individuen aneinander, der durch soziale Prozesse, Bilder, Symbole und Rituale geschaffen und am Leben erhalten wird.
Unternehmen verfügen meist über viele verschiedene und miteinander in Konkurrenz stehende Wertesysteme, die ein Mosaik von Organisationsrealitäten und keine einheitliche Kultur ergeben.
Hier steht die Organisation als ein gemeinsames Bedeutungssystem, in dem Führung als das Management von Bedeutung angesehen wird. In Hinblick auf die Beziehungen zwischen Organisation und Umfeld lautet die Interpretation der Metapher hier, dass solche Organisationen ihr Umfeld durch eine Vielzahl interpretativer Entscheidungen selber wählen und strukturieren.
Sie handeln in diesen Bereichen nach den Definitionen, die sie ihnen aufprägen. Chris Argyris Modell von der Leiter der Schlussfolgerungen kommt uns dabei in den Sinn.
Stärken der Metapher:
Da Organisation letztlich in den Köpfen der daran beteiligten Menschen entsteht, impliziert wirkungsvolle Organisationsveränderung kulturellen Wandel. Im systemtheoretischen Sinn finden wir in dieser Organisation also tatsächlich so etwas wie Autopoiesis.
Schwächen der Metapher:
In dieser Metapher wird Management als Lenkungsfunktion eines Unternehmens zu einem Vorgang ideologischer Überwachung reduziert, zu einer subtilen Art von ideologischer Manipulation und Kontrolle. Die von vielen Managementtheoretikern vorgenommene Abgrenzung von Kultur als einer Einheit mit klar definierten Variablen wie Überzeugungen, Geschichten, Normen und Ritualen ist eine stark mechanistische Sichtweise. Sie leistet der Idee Vorschub, Kultur könne auf instrumentelle Weise manipuliert werden. Zudem enthält der Prozess der Inszenierung von Realität eine wichtige Machtdimension, die von der Kulturmetapher nicht immer in ausreichendem Maß erhellt wird.
Erweiterung der Metapher für Veränderungen:
Wenn in einer solchen Organisation Veränderungsinteresse geweckt werden soll, dann muss die Veränderung eine stark kulturbewahrende Komponente aufweisen. Sie muss von aktiver Kommunikation begleitet werden, die die Intention der Veränderung authentisch transportiert. Bei der Umsetzung der Veränderung spielen rituelle Inszenierungen der corporate identity, also der in der Belegschaft empfundenen Wertesysteme, eine wichtige Rolle.