In Projekten gibt es viele Betroffene und Beteiligte, die ganz unterschiedliche Rollen und Aufgaben wahrnehmen. Die meisten davon kennen Sie vermutlich. Kennen Sie aber schon HiPPOs?

Über die Typologie von Meeting-Teilnehmern ist oft und gerne  geschrieben worden, mal mehr und mal weniger amüsant. Eine besondere Herausforderung stellen aber die Personen dar, die aufgrund einer ganz besonderen Eigenschaft Meinungsbildner sind, nämlich weil sie am höchsten bezahlt werden.

Diese highest paid person’s opinion (HiPPO) führt manchmal dazu, dass alle anderen Projekt- oder Meeting-Teilnehmer das eigene Denken einstellen. Wenn der Chef, der Kunde oder eben der externe Berater diese eine besondere Meinung vertritt, dann wird schon etwas daran sein. Schließlich bekommt er oder sie ja nicht ohne Grund soviel Geld, oder?

Das Bild des Flusspferdes ist denn auch eine gute Metapher für die Wirkung solcher Personen: Ihre Meinung wird unkritisch, manchmal fast ehrfürchtig, zur Kenntnis genommen und eben nicht hinterfragt. Wenn ein solches Schwergewicht diese Meinung vertritt, dann kommt man daran nicht vorbei – auch als Projektleiter nicht. Oder doch?

Hier hilft der systemische Denkansatz, dass alles, was gesagt wird, von einem Beobachter gesagt wird. Dieser Beobachter, in unserem Fall die am höchsten bezahlte Person am Tisch, ist immer Bestandteil seiner eigenen Beobachtung und bewertet diese anhand seiner gemachten Erfahrungen, seiner Wertevorstellungen und Ansichten. Seine Beobachtung ist die von ihm selber konstruierte Wirklichkeit – seine Wirklichkeit.

Da wir als Menschen alle unterschiedlich sozialisiert sind und verschiedene Werdegänge durchlaufen haben, hat jeder von uns seine eigene, ganz persönliche Sicht auf die Welt. Und jeder entwickelt dabei seinen eigenen, persönlichen blinden Fleck für die Muster, die man einfach nicht (mehr) wahrnimmt.

Wenn man sich diesen Zusammenhang vor Augen hält, dann ist die Meinung der HiPPs nicht mehr als das: eine Meinung. Es liegt an uns, wie sehr wir uns von dieser Meinung vereinnahmen und vielleicht sogar lähmen lassen. Lösen wir uns also von den Kategorien richtig oder falsch und nehmen die HiPPO als eine zusätzliche Perspektive auf unsere Situation, die wir in unsere eigene Bewertung einfließen lassen anstatt ihr blind zu folgen.