Wenn man heute Nachrichten hört oder liest, dann kommt man um eine Nachricht nicht herum: Steve Jobs, der Begründer und langjährige CEO von Apple, Inc. ist gestorben. Alle Zeitungen von Bedeutung berichten darüber, dass ein Genie, ein Pionier und Visionär, ein Philosoph und Menschenfreund von uns gegangen ist. Die Medien überbieten sich mit den Bezeichungen und Etiketten, mit denen sie den Verblichenen schmücken.

Der menschliche Verlust steht völlig außer Frage. Es bleibt jedoch offen, wie das System damit umgehen wird. Für viele Apple-Fans ist Steve Jobs eine Art Messias gewesen und sie selber waren seine Jünger. Lange Schlangen vor den Apple-Stores bei Bekanntwerden des Verkaufsstartes eines neuen Produktes aus Cupertino sind wir gewohnt.

Auch die Mitarbeiter von Apple nehmen ihr Unternehmen auf eine ganz besondere Weise wahr. Auf der Webseite von Apple ist heute ein Nachruf zu lesen, der folgenden Satz beinhaltet:

„Steve hinterlässt ein Unternehmen, das nur er so aufbauen konnte, und sein Geist wird Apple für immer prägen.“

In das gleiche Horn hat bereits Tim Cook, der Nachfolge-CEO im August gestoßen, nämlich dass sich „Apple nicht ändern wird„. Nun wissen wir aus der systemischen Organisationstheorie, dass ein System immer eine Einheit mit seinen relevanten Umwelten bildet. Wenn sich die Umwelt ändert, muss sich das System anpassen, sofern es weiterhin bestehen will: Wer bleiben will wie er ist, muss sich ändern.

Apples Umwelt hat sich mit dem Tod seiner übergroßen Identifikationsfigur bereits geändert und es ist zu vermuten, dass der Markt und die Kunden Apples sich auch ändern werden. Viele sagen dem Unternehmen ohne Jobs schwere Zeiten voraus, andere vermuten einen Strategiewechsel – weg von der Premiummarke, hin zum Massenabieter.

Die Aufgabe für das neue, und in Teilen alte, Management wird also sein, das Unternehmen im Geiste Jobs‘ weiter zu entwickeln. Dabei darf die Kultfigur nicht als Schatten über allem schweben („Was hätte Steve dazu gesagt, wie hätte er entschieden?“), aber auch nicht als Begründung für neue Tabu-Themen herhalten („Steve hätte das so nicht gewollt!“). Sowohl Mitarbeiter als auch Kunden müssen vorsichtig mitgenommen werden auf der Reise des Unternehmens in die Zukunft. Es wäre schade, wenn die Marke Apple ihren Wert wirklich nur aus der Person von Steve Jobs gezogen hätte.