Früher, also ich meine damals, als das Internet noch nicht bunt war, sondern rein textuell gestaltet, da bestand es im Wesentlichen aus dem UseNet. Das waren Diskussionsforen zu allen möglichen (und unmöglichen) Themen, in denen sich die Diskutanten miteinander austauschten. Und wenn die Diskussion dann irgendwann ausuferte, dann konnte es geschehen, dass der eine Diskutant den anderen Diskutanten durch systematisches Ignorieren strafte. Man bediente sich dabei eines Mechanismus im Leseprogramm, welches die Beiträge des zu Ignorierenden konsequent ausblendete. Und das hat man ihm dann meistens durch eine letzte Nachricht mitgeteilt, in dem nur die folgende Zeile stand:

Plonk

Das lautmalerische „Plonk“ soll den Überlieferungen zufolge „das Geräusch nachahmen

[…], das in der Vorstellung derer, die es verwenden, ein Eintrag beim ‚Aufprall‘ [in den imaginären Behälter der zu Ignorierenden erzeugt]“ (Wikipedia).

An dieses Plonk musste ich heute morgen denken, als ich in der Süddeutschen Zeitung von der Ursachenforschung der FDP in Bezug auf das desaströse Berliner Wahlergebnis las. Der Kreisvorsitzende der FDP in Frankfurt am Main, Dirk Pfeil, hat sich in einem Interview mit der Frankfurter Neuen Presse die Aussage entlocken lassen, dass

„die Mehrheit der Bevölkerung keine politische Bildung genossen ha[be,…] meinungslos, sprachlos [sei].

und damit letztlich zu ungebildet, um die Botschaften der FDP zu verstehen. Weiter im Interview zu den notwendigen Änderungen in der FDP befragt, die die Partei wieder zu den Wählern brächte, sagte er: „Wenn ich das wüsste[…].“

Soziale Systeme bestehen aus Kommunikation. Wenn keine Kommunikation mehr stattfindet, dann hat ein soziales System keinen Bestand mehr. Ich glaube, dass die FDP als Überlebenseinheit diesen Punkt erreicht hat. Die Partei hat es anscheinend nicht geschafft, die Veränderungen in ihren relevanten Umwelten nachzuvollziehen und sich darauf anzupassen. Die Wähler verstehen die Botschaften der FDP nicht, die FDP versteht das Wahlverhalten der Wähler nicht.

Nun kann man, wie Herr Pfeil das tut, sich frei nach Brecht ein anderes Volk wünschen. Damit macht er sich die Angelegenheit aber zu leicht. Wenn eine Botschaft verstanden werden soll, dann muss einer sich anstrengen – entweder der Sender oder der Empfänger der Botschaft. Und im Fall der FDP sollte es wohl die Partei sein, die sich um die Gunst der Wähler bemüht. Die Wähler sind aber massenhaft dazu über gegangen, die FDP zu ignorieren – „plonk“.

Die Partei steckt in der Krise: Die Notwendigkeit zur Veränderung ist hoch, das Vermögen zur Veränderung aus eigener Kraft aber kaum vorhanden. Wäre die FDP ein börsennotiertes Unternehmen, würden die Mehrheitsaktionäre spätestens jetzt einen Sanierer ins Haus holen und ein Krisenmanagement installieren. Solange das nicht passiert, werden wir als Beobachter noch oft das „plonk“ vernehmen.