Kennen Sie die „Corporate Values“, die Unternehmenswerte, Ihres Arbeitgebers und können Sie sie ohne nachzudenken wiedergeben? Nein? Dann befinden Sie sich in guter Gesellschaft. Laut einer Untersuchung der ServiceValue GmbH können sich nur etwas mehr als die Hälfte aller Mitarbeiter und nur zwei Drittel der Führungskräfte mit den Leitlinien und Wertvorstellungen ihrer Arbeitgeber identifizieren.

In der Untersuchung des Kölner Analyse- und Beratungsunternehmens wurden 2000 Personen aus 12 verschiedenen Wirtschaftszweigen befragt. Dabei traten Unterschiede zwischen den Arbeitnehmer mit und ohne Führungsverantwortung zutage, wie man sie auch erwarten würde: Die Führungskräfte befinden sich näher an den Zentren der Macht ihrer Unternehmen und stimmen demzufolge öfter den Unternehmenswerten zu, als dies Mitarbeiter ohne Führungsverantwortung tun.

Auch in den untersuchten Branchen ließen sich Unterschiede feststellen. So liegt die durchschnittliche Identifikation der Mitarbeiter mit der Energiewirtschaft bei 71%, während sie in der Finanzwirtschaft bei nur 57,4 % liegt. Dazwischen befinden sich z.B. der öffentliche Dienst mit 62,7% oder die IT mit 58,6 %.

Die Gründe für fehlende Identifikation sind vielfältig. Meistens sind die beschriebenen „Values“ so beliebig, dass sie für jedes andere Unternehmen ebenfalls gelten könnten. Im schlimmsten Fall wurden sie von anderen Unternehmenswebseiten einfach abgeschrieben und haben keinerlei Bezug zur gelebten Praxis. Überhaupt ist das Vorbildverhalten der Führungskräfte ausschlaggebend dafür, in welchem Maße sich der einfache Angestellte mit den Wertbildern seines Arbeitgebers identifiziert. Wenn die Chefs die Unternehmenswerte nicht vorleben, warum sollten es die Angestellten dann tun?

Was heißt das für die Erarbeitung von Unternehmenswerten?

Wer sein Unternehmen an Leitlinien entlang führen will, tut gut daran, die entsprechenden Werte mit seinen Angestellten gemeinsam zu erarbeiten und nicht von oben zu diktieren. Verständnis und Akzeptanz steigen im gleichen Maße, wie Wertschätzung für die Ideen und Meinungen der Angestellten entgegen gebracht wird. Genau wie auch eine Strategie zusammen mit den Führungskräften entwickelt und dann systematisch durch die Unternehmenshierarchie kaskadiert werden muss, so sollten auch die Bausteine der neuen Unternehmenskultur gemeinschaftlich gewählt werden.