Der heise-Newsticker berichtet vom Analyseergebnis des Forums „Quo vadis BPM?“, demzufolge rund zwei Drittel aller Geschäftsprozesse in den untersuchten Konzernen an den IT-Abteilungen vorbei entwickelt und betrieben werden.

Das Forum arbeitet als Expertengremium unter dem Dach der Software Initiative Deutschland e.V. (SID). Der Verein hat das Ziel, auf die wachsende Bedeutung von Software in allen Bereichen des täglichen Lebens hinzuweisen. In seiner Untersuchung der deutschen Konzernwelt hat das Gremium festgestellt, dass Geschäftsprozesse vielfach in Excel bzw. Access abgebildet werden. Anstatt auf die Anwendungen der Konzern-IT zuzugreifen, entwickeln Fachabteilungen häufig eigene Lösungen auf der Basis der Office.

Die Motivation hinter diesem Handeln ist häufig die empfundene Unflexibilität der vorhandenen Lösungen, z.B. auf Basis von SAP. Die Fachabteilung sind aufgrund von veränderten Umgebungen oder neuen Anforderungen gefragt, sich schnell auf die neue Situation einzustellen. Die Umsetzung innerhalb der vorhandenen IT-Infrastruktur dauert dann meistens zu lange oder liefert aufgrund systembedingter Einschränkungen nicht die gewünschten Ergebnisse. An der Stelle greift man dann zunehmend auf Tabellenkalkulation  oder selbst programmierte Datenbanklösungen zurück. Die Auswirkungen hinsichtlich der Wartbarkeit, Pflege und Ausfallsicherheit sind natürlich weitreichend. Auflagen des Datenschutzes oder der Konzernsicherheit werden auch nicht in allen Fällen ausreichend berücksichtigt.

Der Bericht des Forums deckt sich mit den Inhalten der Studie „IT als Innovationsfeind No. 1?“, die Prof. Dr. Böhmann auf der AFSMI-Veranstaltung „Business Service Management“ bei Wincor Nixdorf bereits im Dezember 2009 vorgestellt hat. Demzufolge sind insbesondere die Anforderungen von Service-Abteilungen an die IT-Unterstützung von neuen Services enorm.  So kann die Verfügbarkeit von kompetenter  IT-Unterstützung durchaus als ein Schlüsselfaktor für den Erfolg von Dienstleistungsinnovation angesehen werden. In Zeiten von schrumpfenden IT-Budgets und dem Slogan „do more with less“ stellt dies Erwartungshaltung den CIO eines Unternehmens häufig vor unlösbare Probleme.

Gelöst werden kann dieses Dilemma nur, wenn man sich als Organisation die Veränderungsfähigkeit erhält und IT nicht lediglich als Kostenfaktor versteht. Diese Sichtweise zu entwickeln ist für Unternehmen meist nur durch externe Unterstützung möglich. Viele Führungskräfte befinden sich in einem Wahrnehmungs-Kreislauf, der blinde Flecken entstehen lässt und so zu falschen Entscheidungen führt.