Der KCS® v6 Praxis Ratgeber (die deutsche Übersetzung des Practices Guide) ist inzwischen seit über zwei Monaten weitläufig verfügbar. Erstaunlich, wie kurz und lang uns diese Zeit gleichzeitig vorkommt. Auf der einen Seite räumen wir immer noch die letzten Überbleibsel dieser Veränderung auf – wir gehen da nachfrageorientiert vor.

Auf der anderen Seite hatten viele Leute die Möglichkeit, sich ein Bild von unserer Version des Praxisratgebers zu machen und fragen sich sicher: wie originalgetreu ist das, was wir hier vor uns haben, eigentlich?

Faire Frage, allein schon, weil wir genug steinige Abschnitte hatten, in denen wir uns herzlich gerne vom Quellmaterial verabschiedet hätten und es in eigene Worte gepackt hätten. Damit Sie wissen, wie Sie die 147 Seiten PDF einzuschätzen haben, präsentieren wir Ihnen heute also die offiziellen Anmerkungen zu unseren bisherigen und kommenden Übersetzungen:

Wortgenaue Übersetzung

Schon bei unserem ersten Gespräch mit dem Consortium haben wir festgelegt, dass wir so nah am Wortlaut bleiben werden, wie es nur irgendwie möglich ist. Das ziemlich einfache Lizenzgründe: Die Creative Commons Lizenz, unter der die Dokumente stehen, lassen zwar freie Nutzung und Derivate zu, sofern die Originalquelle genannt wird. Viele davon müssen aber in ihrer Form erhalten werden und dürfen nicht abgeändert werden. Das gilt besonders für KCS v6® Principles and Core Concepts. An der Frage „ist eine Übersetzung“ eine Abänderung kann man sich lange die Zähne ausbeißen. Wir haben uns mit dem Consortium deshalb geeinigt, dass die reine Übertragung in eine andere Sprache nicht das Problem ist, wenn wir uns keine kreative Freiheit rausnehmen. Das hat weniger damit zu tun, dass sie ihren eigenen Trainern nicht trauen, sondern damit, dass es niemand im Consortiums-Team gibt, der oder die Korrektur lesen könnte.

Der Vorteil: Sie können sich sicher sein, dass das, was sie lesen, auch im Original stand. Der Nachteil: Manche Stellen übersetzen sich nur sperrig. Hätten wir vereinfacht, wäre das aber zu weit in der Grauzone gewesen.

Keine Anglizismen

Die Liste der Lehnwörter, die wir uns erlaubt haben, ist kurz:

  • Coach
  • Management
  • Team

Für alles andere haben wir eisern nach deutschsprachigen Begriffen gesucht – und wir sind fündig geworden. Am Anfang wollten wir die Sache nicht so eng sehen, aber wir waren so schnell knietief im Values-Branding-Retrun-on-Investment-Denglisch-Morast, dass wir auf den Hacken umgedreht sind und nochmal von vorne angefangen haben.

Sind viele Anglizismen inzwischen häufig und im regulären Sprachgebrauch? Je nach Branche, ja. Aber sie sind auch nervig, stiften Unsicherheit und zwingen viele Leute, nochmal nachzuschlagen, was das jetzt genau war, oder darüber hinwegzulesen ohne die Passage zu verstehen.

Wir hätten für eine Sub-Gruppe technik- und fremdsprachenaffiner Menschen schreiben können, die business-savvy sind und jeden Trendbegriff aufnehmen. Wir wollten aber für jeden schreiben, der sich für das Thema interessiert und niemanden ausschließen. Deswegen lesen Sie von Nutzen und Wert anstatt über Value. Wir hoffen, dass es Sie etwas erfrischt.

Die Führerschein-Metapher

Echte inhaltliche Abweichungen gibt es bei der Lizenz-metapher der KCS-Rollen. Im englischsprachigen Original wird hier auf die amerikanische Art, Autofahren zu lernen verwiesen. Dieses System hat mit dem in Europa prävalenten nicht wirklich etwas zu tun und setzt voraus, dass man sich ausreichend mit amerikanischer Kultur auskennt um diesen Übergriff zu verstehen.

Wir haben uns abgesprochen und wir und das Consortium waren uns einig: das Führerschein-System hat ausschließlich illustrierenden Charakter und keine Eigenen Aussagen zu KCS. Wir haben die Metapher deshalb einvernehmlich auf Äquivalente der europäischen Fahrschulen angepasst.

Sehr technisch: Grammatik

Wir packen diesen Punkt bewusst ans Ende, da nur die wirklich Hartgesottenen diesen Teil fertiglesen werden. Sehen Sie es als unsere Verpflichtung zu voller Transparenz oder als witzige Anekdote über all die Sachen, über die wir uns Gedanken machen mussten und schmunzeln sie ein bisschen mit uns – oder schreiben Sie uns einen netten Kommentar oder ein Lob. Sie verstehen gleich, warum.

Denn abschließend müssen wir natürlich einräumen, dass es nicht für jede grammatikalische Struktur im Englischen ein deutschsprachiges Äquivalent gibt. Wir können also nichts wortwörtlich übersetzen, was im Deutschen keinen Satz ergibt. Zwei dieser Strukturen kamen wirklich dauernd vor: der by-Agent und das Gerundium. Sie müssen nicht wissen, was sich jeweils hinter diesen Strukturen versteckt, aber wenn es Sie interessiert, freut sich vielleicht Ihre frühere Englischlehrerin oder Ihr Deutschlehrer, von Ihnen zu hören. Oder fragen Sie Google und Wikipedia, Ihre Sache.

Wir haben uns bei diesen Strukturen mit Infinitiv-, Reflexiv- und Attributivsätzen beholfen. Also gleicher Inhalt – andere Grammatik. Es sieht auch wirklich nur minimal anders aus.

Zu guter Letzt haben wir uns für einen pragmatischen Umgang mit Verbindungen (Wörtern wie Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän) geeinigt. Mal wurden verkettete Nomen verbunden, mal haben wir eine Genitivstruktur genutzt, mal beides kombiniert. Gewonnen hat, was sich am Ende lesen ließ. Wir garantieren, dass alle Wörter auch wirklich verwendet wurden – auch da wo es unseren Augen ein bisschen weh getan hat.

Fast schon zu vernachlässigen: Durchgängigkeit

Zum Schluss haben wir uns die Vorgabe gegeben, mit unseren Begriffen genauso durchgängig zu sein, wie das Consortium. Wir entschuldigen uns deshalb nicht für die 924 „Artikel“, 685 „Wissen“ und 300 „Fragen“.

Das sind also alle Änderungen, die wir am Text vorgenommen haben, wenn wir nicht wortwörtlich unterwegs waren. Alle Abweichungen können Sie auf einen der hier genannten Punkte zurückführen. Auch bei künftigen Übersetzungen werden wir uns an dieselben Regeln halten – unser Qualitätsversprechen an Sie.

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Zertifizierter KCS v6 Trainer

„We are thrilled to have Kai Altenfelder join our elite group of Certified KCS Trainers. Kai not only brings rich experience as trainer and consultant he has had first hand experience with KCS in an operational environment as an early adopter of KCS at SUSE Linux / Novell. Kai recently hosted a KCS Practices v5 workshop in Stuttgart. Congratulations to our first group of KCS Practices v5 Certified people in Germany!”

Greg Oxton, Executive Director, Consortium for Service Innovation

Der Trainer war zu jeder Zeit flexibel, hilfsbereit und praxisnah. Er hat das Thema KCS sehr verständlich und nachhaltig transportiert. Ich kann sowohl den Workshop als auch den Trainer nur weiterempfehlen.

A. Lechner, Knowledge Management Methods, Continental AG

Danke Herr Altenfelder! Sie haben wirklich keine Mühe gescheut, den Online Kurs über KCS Practices so bereichernd und umfassend zu gestalten, dass man mit maximalem Gewinn heraus geht. Es wurde nie langweilig und es war jederzeit möglich, jede Frage und Unklarheit zu besprechen. Mir hat der Kurs geholfen, von dem Gefühl zur Gewissheit überzugehen, dass KCS vielen drängenden Anforderungen dieser Zeit gerecht wird. Das Wissen aus dem Kurs kann ich nun anwenden. Überall wo Wissen geteilt werden soll, macht KCS Sinn – und Spaß – und das sowohl Mitarbeitern wie auch Kunden! Ich empfehle Sie und die Methodologie gerne weiter.

J. Thebe