Auf Spiegel Online berichtet ein Gründer mit BWL-Abschluss darüber, dass sein Studium ihn nicht ausreichend auf die Aufgaben eines Gründers und Jungunternehmers vorbereitet habe. Andererseits werden immer  wieder Businesspläne und Förderanträge abgelehnt, weil die Gründer nicht ausreichend kaufmännische Kenntnisse vorweisen können. Was also stimmt?

Im Bericht erzählt der Gründer Thorsten Kucklick davon, dass seine im Studium der BWL erworbenen Kenntnisse nicht ausreichend auf die typischen Aufgaben vorbereitet hätten, die man zu Beginn eines Unternehmertums zu erledigen habe. Er erwähnt die Beschaffung von Startkapital, das Marketing und die „low budget„-Öffentlichkeitsarbeit.

Seine Hauptkritik am Studium ist, dass es zu wenig Praxiswissen vermittele und sich zu sehr um vorhandene Strukturen drehe. Ein Gründer hingegen müssen erst  sein Geschäftsmodell und die Abläufe dahinter neu entwickeln – er könne nicht auf Vorhandenes zurückgreifen. Kucklick sagt, das klassische BWL-Studium transportiere in erster Linie auf Großunternehmen und Mittelständler zugeschnittene Inhalte.

Auf der anderen Seite stellen wir in der Gründungsberatung immer wieder fest, dass Anträge von Gründern ohne ausgewiesene kaufmännischen Kenntnisse weniger Chancen auf Bewilligung haben. In der Beratung von Startups finden wir immer wieder Probleme vor allem im Bereich von Vertrieb und Marketing. In der Regel handelt es sich dabei um Unternehmen, die von Technikern, Ingenieuren und Wissenschaftlern gegründet wurden. Sie sind oft auf ihre Technik bzw. Fachlichkeit fokussiert und müssen dann irgendwann schmerzlich feststellen, dass Produkte und Dienstleistungen am Ende doch aktiv verkauft werden müssen.

Vor wenigen Wochen erst habe ich dargestellt, was aus meiner Sicht einen erfolgreichen Unternehmer ausmacht. Im Wesentlichen sind  das die Identifikation mit der eigenen Geschäftsidee und die Leidenschaft, sie zu verfolgen. Ein Gespür für lohnenswerte Geschäfte und die damit verbundenen Risiken ist sicher hilfreich. Ebenso die Reflexionsfähigkeit, einmal gesetzte Ziele nicht sklavisch zu verfolgen sondern sich flexibel auf der Grundlage vorhandener Ressourcen neue, erreichbare Ziele zu stecken.

Sicher kann ein Studium unterstützend sein und hilfreiche Inhalte vermitteln. Letzten Endes gehört zum Unternehmertum aber auch eine innere Haltung, deren Ansätze zumindest schon von Hause aus vorhanden sein müssen.