Im zweiten Teil der Artikelserie über Unternehmensmetaphern beschreibe ich die Metapher von der Organisation als Maschine. Sie ist eines der klassischen Bilder von Unternehmen mit bürokratischem Aufbau, klaren Hierarchien und einem vorherrschenden mechanistischem Denken.

Hört man von Organisationen als Maschinen, erwartet man unweigerlich, dass sie auch wie Maschinen funktionieren – nämlich „routinemäßig, effizient, verlässlich und vorhersehbar“ (G. Morgan). Das Bild wurde geprägt von sehr formalen Organisationen mit strukturiertem Aufbau wie dem Militär, Behörden oder auch Kirchen. Die Industrialisierung spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle, ebenso wie der spätere Taylorismus und die ihm zugeschriebene Entfremdung in der Arbeit.

Der Einsatz von Maschinen in der industriellen Produktion erforderte die Ausrichtung der Organisation an deren Arbeitstakt.Einher gingen grundlegende Veränderungen im Arbeitsablauf und in der Beaufsichtigung der Arbeiter. Deren Entscheidungsfreiheit wurde gravierend eingeschränkt, während die Kontrolle durch Maschinen und das Management wuchs.

In der Gegenwart zeichnen sich mechanistisch geprägte Unternehmen durch eine Haltung aus, die ihr System als triviale Maschinen ansehen und in denen linear-kausale Denkmodelle vorherrschen. Komplexität wird als nahezu beliebig reduzierbar und Zukunft daher als vorhersagbar angesehen. „Wenn nur gut genug geplant wird, muss jedes Projekt erfolgreich sein“ ist eine typische Herangehensweise in solchen Unternehmen.

Stärken der Metapher

Mechanistische Ansätze zur Organisation funktionieren in einem Umfeld gut, in dem auch Maschinen gut funktionieren würden:

  • bei einfachen, wiederkehrenden Aufgaben in
  • einer stabiler Umgebung, die von weitgehend frei von Störgrößen (Wettbewerb) ist und die
  • immer gleiche Produkte herstellt, an die
  • hohe Anforderungen hinsichtlich Präzision und Qualität gestellt werden.

Wenn in diesen Unternehmen die Mitarbeiter eine Neigung zur  Einpassung in die Organisation haben, können solche Organisationen ihre Stärken ausspielen.

Schwächen der Metapher

Die Grenzen mechanistischer Ansätze werden dann erreicht, wenn

  • in solchen Organisationen Innovationen gefordert sind, obwohl
  • vorab festgelegte Ziele zu erreichen sind,
  • zu gedankenloser, unkritischer Bürokratie führen, die
  • die Ziele der Arbeitnehmer hinter die Ziele der Organisation stellt.

Dann kommt es dazu, dass „Fehler und das wahre Ausmaß des Problems verschwiegen werden, aus Angst, dafür verantwortlich gemacht zu werden“ (G. Morgan). Den auf diesem Phänomen ansetzenden Exzess, immer und stets den Schuldigen für ein Problem zu suchen, hat Professor Peter Kruse aus Bremen in seinen bekannten acht Regeln für den totalen Stillstand in Unternehmen aufgenommen.

Erweiterung der Metapher für Veränderungen

Sollen in einem mechanistisch organisiertem Unternehmen Veränderungen herbei geführt werden, setzen diese oftmals an der Maximierung von Effizienz an. Die Veränderung verläuft geplant in iterativen Schritten, die sich an einem kontinuierlichem Regelkreis (z.B. PDCA) orientieren. Sie ist in der Regel von innen her getrieben und wird über Zahlen, Daten und Fakten gesteuert. Kommunikation erfolgt kaskadiert über die bestehenden Hierarchiestufen hinweg.